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Neuanfang mit chinesischer Hilfe – Der Fernsehhersteller Metz geht an die Skyworth-Gruppe

19.06.2015
Unternehmeredition

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Von Bärbel Brockmann

Der TV-Gerätehersteller Metz bekommt eine zweite Chance: Die chinesische Skyworth-Gruppe hat die Fernsehsparte des insolventen Traditionsunternehmens übernommen. Mit den Chinesen hofft Metz, sich in einem der am härtesten umkämpfen Elektronikmärkte zu behaupten.

Der Weg ist frei: Seit dem 1. Juni gehört die neugegründete Metz Consumer Electronics GmbH dem Skyworth-Konzern aus Shenzhen. Ein gutes halbes Jahr nach Anmeldung der Insolvenz kann der fränkische Elektronikkonzern damit die Neuausrichtung seiner Fernsehsparte vorantreiben. Die beiden anderen Geschäftsfelder der alten Metz GmbH & Co. KG, Kunststoffteile für die Autoindustrie und Blitzgeräte, sind an die deutsche Firma Daum verkauft worden.

Dass die Wahl auf Skyworth fiel, war keineswegs von vornherein klar. Die chinesische Gruppe war zunächst einer unter mehreren Bietern, die während des Investorenprozesses Interesse angemeldet hatten. „Wir haben eine ganze Reihe von Investoren angesprochen, darunter auch Skyworth“, sagt Nikolaus Röver, Verantwortlicher für den Deal bei dem von Insolvenzverwalter Joachim Exner beauftragten M&A-Beratungshaus Acxit. Acxit hatte schon vor der Insolvenz im Auftrag von Metz einen finanzstarken Partner gesucht, aber keinen gefunden, weil die drei Unternehmensbereiche zu eng miteinander verwoben waren.

Zuletzt waren für die TV-Sparte noch vier Interessenten im Spiel, von denen Skyworth schließlich den Zuschlag des Gläubigerausschusses bekam. „Es waren sehr konstruktive Verhandlungen, weil Skyworth ein echtes, strategisches Interesse an der Fernsehsparte der Firma Metz hatte“, sagt Exner. Skyworth verfolge eine mittelfristige Strategie am Standort Zirndorf. „Die Gruppe will in den europäischen Markt. Deshalb hat Skyworth mit Metz nicht nur einen guten Namen und eine gute Marke, sondern auch eine sehr gute Mannschaft erworben, die sich im europäischen Fernsehmarkt sehr gut auskennt.“ Auf Sicht hält es Exner auch für möglich, dass Metz in Zirndorf sogar wieder wachsen wird. „Entscheidend ist bei jeder Insolvenz, wie schnell sich das GeschDer fränkische Fernsehhertseeler Metz geht an äft wieder etabliert und welchen Erfolg die Marke in den nächsten zwei bis drei Jahren hat.“

Starker Partner im Rücken

Mit Skyworth will Metz die Kostennachteile überwinden, die ein Nischenanbieter in einem riesigen TV-Massenmarkt hat. Sie waren auch ein wesentlicher Grund für die Schieflage. Gegen die preiswerte Konkurrenz von asiatischen Anbietern wie etwa Samsung hatte auch der fränkische Metz-Konkurrent Loewe lange vergeblich gekämpft, bevor er 2013 Insolvenz anmeldete.

Ziel ist es bei Metz, die Kosten durch Größenvorteile und Synergien zu senken. Zum Beispiel in der Beschaffung: Skyworth produziert im Jahr rund 13,5 Millionen Fernseher und hat damit eine große Einkaufsmacht, von der nun die Tochter Metz profitieren kann. Zum Beispiel Technologie: Metz wird in Zukunft nicht mehr jedes elektronische Bauteil selbst entwickeln und auch nicht mehr jeden Produktionsschritt von der Leiterplattenbestückung bis zur Endgerätemonate am Standort in Zirndorf machen. „Wir bleiben weiterhin ein Produktions- und ein Entwicklungsstandort, aber nicht mehr in der Tiefe mit der Ausbringung aller Wertschöpfungsstufen, die wir vor der Insolvenz hatten“, sagt Dr. Norbert Kotzbauer, alter und neuer Metz-Geschäftsführer. Auch Neuheiten sind geplant, sie sollen schon auf der IFA 2015 in Berlin gezeigt werden. Außerdem wird das Vertriebskonzept erweitert. Künftig kann man Metz-Fernseher auch in Elektronik-Fachmärkten kaufen.

Chance für den Markteintritt

Der neue Eigentümer ist für Metz kein Unbekannter. Schon seit anderthalb Jahren bestand zwischen beiden Unternehmen eine Kooperation. Skyworth lieferte vor allem Teile an Metz. Daneben gab es eine Entwicklungspartnerschaft. Neuerdings will der chinesische Konzern, der zuhause Marktführer bei TV-Geräten  ist, in Europa nicht mehr nur als Zulieferer für OEM auftreten. Mit der ausgerufenen ambitionierten Expansion durch Internationalisierung soll auch die eigene Marke weltweit bekannt gemacht werden. Bis 2017 will man zehn Millionen TV-Geräte außerhalb Chinas verkaufen, 30 Prozent unter eigenen Markennamen. Bis 2020 wird ein Wachstum auf 15 Millionen Geräte angepeilt. Dann soll jedes zweite Gerät den Namen eigener Marken tragen.

„Ziel ist die Generation Vierzig plus“

Interview mit Dr. Norbert Kotzbauer, Geschäftsführer der Metz Consumer Electronics GmbH

Unternehmeredition: Was zeichnet die Marke Metz aus?

Dr. Kotzbauer: Die Tugenden Qualität, Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit, das sind die Markenwerte. So werden wir die Marke auch künftig positionieren. Aber wir werden die Marke einem breiteren Publikum anbieten. Damit haben wir schon vor der Insolvenz begonnen. Wir bieten unsere Produkte nicht mehr nur im qualifizierten Fachhandel an, sondern auch in Fachmärkten. Diese Ausweitung des Vertriebskonzepts hat bislang schon gut funktioniert.

Was ist Ihre Zielgruppe?
Die Metz-Klientel ist sehr qualitätsbewusst. Heute ist es noch so, dass sich ältere Kunden von den hochwertigen Geräten eher angesprochen fühlen als jüngere. Unser Konzept sieht vor, weiterhin Qualität herzustellen. Aber wir wollen auch jüngere Generationen zum Qualitätsprodukt bewegen. Das werden wir durch verstärkte Marketingaktivitäten, durch mehr Design und ähnliches erreichen. Damit sollte es möglich sein, dass wir uns bei der Generation Vierzig plus verstärkt etablieren.

Wird Skyworth Metz als Marke erhalten?
Skyworth hat sehr schnell erkannt, dass die Marke Metz eine starke Marke ist, die man weiterentwickeln und als hochwertige Marke aufrechterhalten will. Daneben werden die Chinesen versuchen, die Marke Skyworth, die eine andere Positionierung hat, zu etablieren.

Wird in der neuen Metz-Geschäftsführung auch ein Vertreter von Skyworth sitzen?
Ja. Ich finde das sehr gut, denn es zeigt, dass sich der Gesellschafter auch tatsächlich einbringt. Skyworth zeigt dadurch echtes Engagement für unsere Firma.