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US-Unternehmen kauft Rhodius Weißenburg

10.01.2024
Weissenburger Tagblatt

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von Ina Brechenmacher

Rhodius Weißenburg ist verkauft. Die hier ansässige Sparte der Unternehmensgruppe, Rhodius Knitted Mesh and Separation (KMS), geht an das amerikanische Unternehmen Gerard Daniel Worldwide. Dieses bietet Drahtgewebe und Filtrationslösungen an. Mit Rhodius KMS kann es also weiter nach Europa expandieren. Den Verkauf gaben die Beteiligten in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt. Die meisten der rund 100 Beschäftigen in Weißenburg
dürften langsam aufatmen können. Gerard Daniel Worldwide hat seinen Sitz in der Stadt Hanover im US-Bundesstaat Pennsylvania. Als Portfoliounternehmen gehört es zur Investmentfirma Graycliff Partners. Man habe „über 70 Jahre Erfahrung im Bereich Draht und Drahtgewebe“, schreibt Gerard Daniel im Pressetext. Gegründet haben das Unternehmen 1952 zwei deutsche Einwanderer, die Drahtgewebe aus Deutschland in den USA vertrieben.

An Standort festhalten

Jack Slinger, CEO von Gerard Daniel, kommt im Pressetext zu Wort. Hinsichtlich des Standorts in Weißenburg, der Arbeitsplätze und der bestehenden Kunden beruhigt er: „Wir werden unsere Kunden weiterhin durch die Menschen bedienen, zu denen sie Beziehungen aufgebaut haben und denen sie vertrauen“, schreibt Slinger und fügt hinzu: „Es gibt keine unmittelbaren Pläne, die Markenstrategien oder Standorte zu ändern.“ Rhodius KMS wolle man zudem helfen, seine Präsenz auf dem nordamerikanischen Markt weiter auszubauen. Dr. Martin Dunkel, der als einer der drei Rhodius-Geschäftsführer für die KMS-Sparte zuständig ist, soll Rhodius KMS auch weiterhin leiten. Er ist seit 2020 im Unternehmen. Gerard Daniel Worldwide betreibt mehrere Standorte in Kanada und den USA. Der europäische Ableger
hat seinen Sitz in Irland. Erst im April kaufte das Unternehmen einen Mitbewerber in den USA. Nun soll es zu den größten Anbietern von Drahtgewebe in Nordamerika zählen. Mit dem Kauf der Rhodius KMS kann sich Gerard Daniel nun auch breiter
auf dem europäischen Markt aufstellen. Rhodius KMS stellt Separationsprodukte
und Drahtgestrick-Komponenten her, die in vielen Industriezweigen eingesetzt werden. Die Übernahme sei eine sehr gute Nachricht für die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter am Standort in Weißenburg. Das stellte Insolvenzverwalter
Joachim Exner fest. Der renommierte Rechtsanwalt der Nürnberger Kanzlei Dr. Beck & Partner hatte mit seinem Team den Verkaufsprozess in den vergangenen Monaten geleitet. Exner lobt den Einsatz der Belegschaft: „Mit ihrem großen Engagement haben die Beschäftigten einen großen Anteil daran, dass die Rettung der KMS-Sparte gelungen ist.“

Versagen des Managements?

1925 in Weißenburg gegründet, hat sich Rhodius über die Jahre zu einer international agierenden Unternehmensgruppe entwickelt. 460 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter beschäftigt Rhodius weltweit. Anfang Juli vergangenen Jahres reichte das Unternehmen einen Insolvenzantrag ein. Als Gründe für die finanzielle Schieflage gab Rhodius damals die Folgen der Corona-Pandemie, die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die daraus resultierende Energiekrise an. Es hätten sich „massive Preissteigerungen“ ergeben. Gut unterrichtete Quellen aus den Reihen der Belegschaft sprechen jedoch auch von Fehlern, die das dreiköpfige Managementteam gemacht haben soll. Der endgültige Auslöser für die Insolvenz sei ein Produkt gewesen, welches in den Monaten zuvor massive Probleme verursacht hatte. Zur Rhodius-Gruppe gehören neben Weißenburg noch zwei Werke in Rostock-Laage sowie jeweils eines in Ungarn und China. „Sehr zuversichtlich“ ist Joachim Exner, dass auch die übrigen Sparten der Unternehmensgruppe bis Ende des ersten Quartals verkauft sind. Die Standorte werden dann „entflochten“. Zum Werk in Ungarn gehört eine kleine Entwicklungsabteilung, die aktuell noch in Weißenburg sitzt. Sie wurde nicht mit an Gerard Daniel verkauft, da sie zur Automobilsparte der Unternehmensgruppe Rhodius gehört. Wie es mit den etwa fünf bis zehn Beschäftigten nach dem Verkauf des ungarischen Werks weitergeht, ist unklar.